Die
Hauptattraktion sind aber natürlich unsere geliebten Langohren. Schon
als Kind habe ich gesagt; ich habe mal Esel. Da ich mit Pferden
aufgewachsen bin, wurde ich damals nur milde belächelt. Am 8. Februar
1994 war es dann soweit: Der erste Esel „Peppino“ zog bei uns ein – und
weitere folgten .....
Von Februar 2002 bis März 2009 führte ich eine
Aufnahme-/Pflegestation der Tierschutzorganisation Esel in Not. Mit
grosser Hingabe widmete ich mich den mir anvertrauten Langohren. Dadurch
war es möglich mir ein grosses Wissen über die verschiedenen
Eselcharakteren und –krankheiten anzueignen. Während den sieben
Jahren waren über 70 eselige Pfleglinge in meiner Obhut. X-male
musste ein neues Tier in eine schon zusammengewachsene Gruppe
eingegliedert werden. Ab und zu war dieses Unternehmen einfach, manchmal
war es schwieriger und einige Male bin ich fast verzweifelt. Bei
Pflegetieren ist es auch so, dass irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo es
wieder heisst Abschied zu nehmen. Meistens dann, wenn das Tier richtig
auflebte und sich Wohl zu Fühlen begann. Zu Beginn meiner
Tierschutztätigkeit hatte ich noch die Hoffnung, dass ich mich
irgendwann daran gewöhnen würde, ein Tier mit gutem Gewissen wieder
gehen lassen zu können. Aber dem war leider nicht so – im Gegenteil: Ich
kam mir den Tieren gegenüber je länger wie mehr wie eine Verräterin vor.
Von den ehemaligen Pflegeeseln mussten bereits bei uns drei durch den
Tierarzt von ihren Leiden erlöst werden und mindestens drei sind bei
ihren neuen Pflegefamilien gestorben. Die Tierschutzarbeit für die
Grautiere erfüllte mich mit grosser Befriedigung, abverlangte aber sehr
viel Engagement, Kraft und Verzicht. Etwas Wehmut steigt schon auf, dass
diese intensive, eselige Zeit nun vorbei ist. Aber schlussendlich
überwiegt doch die Erleichterung und eine grosse Last ist von meinen
Schultern gefallen.
Während meiner 5-jährigen Vorstandstätigkeit (1998 - 2002) bei der Schweizerischen
Interessengemeinschaft für Eselfreunde und dem Führen einer Pflegestation
habe ich festgestellt, dass vor allem bei älteren
Eselbesitzern irgendwann der Zeitpunkt kommt, wo sie ihr geliebtes
Langohr nicht mehr selbst versorgen können. Sie möchten sich jedoch
oftmals nicht unwiderruflich von ihrem Grautier trennen, Besitzer
bleiben und weiterhin Einfluss auf den weiteren Lebensweg des Tieres
nehmen. Zudem kommt hinzu, dass nicht nur die Tierbesitzer älter werden,
sondern auch die Esel. Einen neuen Lebensplatz zu finden für ein über
23-jähriges Tier gestaltet sich mehrheitlich sehr schwierig. Ja, was
macht man dann in dieser Situation? Daraus ist schlussendlich die Idee
für ein Eselaltersheim entstanden.
Christiana Sommer

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